Buchkritik -- Martin Mosebach -- Mogador

Umschlagfoto, Buchkritik, Martin Mosebach, Mogador, InKulturA Zwei Welten prallen in Martin Mosebachs Roman "Mogador" aufeinander. Die kühle, unpersönliche, auf Profit und Leistung getrimmte Welt des Finanzkapitalismus und die archaische und traditionsorientierte Welt Marokkos. Patrick Elff, ein junger und aufstrebender Banker, gerät in Panik, als die Machenschaften eines ihm untergebenen Mitarbeiters ruchbar werden. Nach dessen Selbstmord gerät auf Elff ins Visier der Ermittler und nach einem Gespräch im Polizeipräsidium springt er aus dem Fenster und flieht nach Mogador, einer marokkanischen Stadt, in der zeitweise ein global agierender Finanzmann lebt, dem Elff einst bei einem zweifelhaften Finanzdeal behilflich gewesen ist.

In Mogador ist er ein Fremdkörper, der im Haus der Patronin Khadija Unterschlupf findet. Sie ist eine schillernde Person, die als Kupplerin, Seherin und Geldverleiherin ihren Unterhalt verdient. Mit den oberen Mächten ist sie durch ihre Tätigkeiten lose verbunden und offizielle verlässt sie niemals die geltenden Regeln.

Schnell wird klar, Mosebach erzählt wie immer mit grandioser Leichtigkeit und philosophischen Aperçus die Geschichte seiner Figuren, dass auch Khadija nach den Regeln des Marktes handelt, der, ebenso wie die Frankfurter Finanzwelt, die berufliche Heimat Elffs, auf Investition und Gewinn orientiert ist.

Die Spielregeln sind in Mogadir, das muss Elff schnell feststellen, nicht immer transparent. Gegenseitige Abhängigkeiten und gesellschaftliche Unterschiede bestimmen das Handeln. Doch gerade dieser vom Flüchtigen nicht immer verstandene Mechanismus zwingt ihn dazu, sich selber mit kritischer Distanz zu beobachten, die jedoch zu keiner Konsequenz führt. Seine Hoffnung ist einzig und allein der dubiose Finanzmensch, dem er zu Diensten gewesen ist.

Während die Patronin fest eingefügt ist in die Regeln der marokkanischen Küstenstadt, spürt Elff die Leere dessen, der seine Wurzeln gekappt hat. Mehr und mehr erscheint ihm seine Lage in Mogador aussichtslos und nach einem groben Fehlverhalten flüchtet er erneut – ausgerechnet nach Deutschland.

"Modagor" beschreibt mit erzählerischer Wucht, aber gleichzeitig leisen Tönen den Zusammenprall westlicher Lebensart mit einem nordafrikanischen Milieu, das geprägt ist von Übersinnlichem und einem allgemeinem Niedergang. Die politisch-gesellschaftliche Situation ist solange ruhig, wie den Mächtigen keine Gefahr vom Volk droht. Als der schillernde Finanzmensch allerdings einen Brief von Elff missversteht, gerät die Maschinerie der Macht in Bewegung.




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Veröffentlicht am 12. Februar 2017