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Buchkritik -- Anne Nórdby -- Kalter Sturm

Umschlagfoto, Buchkritik, Anne Nórdby, Kalter Sturm, InKulturA Nachdem ein Häftling, der in Verbindung mit der rechtsradikalen Bewegung "Åsgards Søner" stand, unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird und alles auf einen Selbstmord hindeutet, wird die Lage für Tom Skagen gefährlich. Die Ermittlungen führen zu dunklen Machenschaften hin und Tom wird sich zunehmend bewusst, dass auch er in das Visier dieser gefährlichen Gruppe geraten ist.

Die "Åsgards Søner", die den Behörden stets einen Schritt voraus zu sein scheinen, haben bereits blutige Rache geübt, und Tom muss nun alles tun, um nicht ihr nächstes Opfer zu werden. Um sein Leben zu retten, bleibt ihm keine Wahl: Er muss von der Bildfläche verschwinden und sich im Verborgenen halten, während er gegen die immer näher rückende Bedrohung ankämpft.

Da kommt der Hilferuf eines Kollegen aus Island genau zur rechten Zeit, denn Tom soll die örtliche Polizei bei der Aufklärung eines Mordes unterstützen.

Anne Nórdby hat mit „Kalter Sturm“, der vierte Band um den rastlosen Ermittler, einen herausragenden Höhepunkt ihrer Krimireihe geschaffen. In diesem Band gelingt es ihr besonders eindrucksvoll, ihre Leserinnen und Leser tief in die faszinierende und zugleich unheimliche Mythologie Islands einzuführen. Mit großer Sorgfalt zeichnet sie ein Bild der atemberaubenden Schönheit des Landes, das trotz seiner natürlichen Pracht auch eine tödliche Bedrohung bergen kann. Die Handlung ist in der rauen, abgeschiedenen Landschaft Islands angesiedelt, die nicht nur die düstere Grundstimmung des Krimis prägt, sondern auch, wie oft in skandinavischen Thrillern, eine zentrale Rolle für die Spannung übernimmt.

Die Figuren sind vielschichtig und komplex gezeichnet. Nórdby versteht es, die dunklen Seiten der menschlichen Psyche auszuloten und dabei den Einfluss von Aberglauben, tief verwurzelten Traditionen und persönlichen Konflikten auf das Verhalten der Charaktere meisterhaft darzustellen. Die Spannung baut sich langsam und stetig auf, was der Autorin die Möglichkeit gibt, die inneren Konflikte der Figuren und zentrale Themen wie Isolation und Aberglaube intensiv zu beleuchten. Gerade diese langsame Entwicklung erlaubt es auch, tief in die Persönlichkeiten der Protagonisten einzutauchen und die thematischen Ebenen des Romans sorgfältig zu entfalten.

Typisch für das Genre überrascht der temporeiche Roman mit unerwarteten Wendungen, die die Handlung geschickt vorantreiben und in einem klug inszenierten Finale gipfeln. Nórdby verbindet meisterhaft klassische Thriller-Elemente mit einer dichten Atmosphäre, die die Leser bis zum Schluss in ihren Bann zieht.




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Veröffentlicht am 19. September 2024