Philosophie Magazin -- 01/2017

Umschlagfoto, Philosophie Magazin, 05/2016, InKulturA Familie, für manche Menschen ein Reizwort, für viele jedoch ein Synonym für Geborgenheit und ein Ort des Rückzugs vor den Herausforderungen der Gesellschaft. Passend zum Weihnachtsfest, das leider zu einer Zeit des Konsumterrors pervertiert ist, beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe des Philosophie-Magazin mit diesem kleinsten Baustein der Gesellschaft.

Das Modell klassische Familie Vater-Mutter-Kind(er) steht seit der 68er Bewegung, die, Erich Fromm folgend, Familie pejorativ als Keimzelle des Faschismus definierte, unter schwerem Beschuss. Inzwischen, so jedenfalls Jana Hensel, "... bedeutet die klassische, urbane Kleinfamilie [..] Einsamkeit." Familie, so einer der vielen neuen Definitionsversuche, ist dort, wo Kinder sind. Patchworkfamilien und andere Modelle des Zusammenlebens versuchen eine Antwort auf die Frage zu geben, wie in Zeiten zunehmend prekärer Verhältnisse Familie strukturiert sein muss, damit die für Kinder so wichtige Stabilität generiert werden kann.

Kinder als "garantierte Sozialvorsorge" für alternde Eltern? Barbara Fleisch negiert das vehement und berührt damit wohl ein Thema, das in vielen Familien für Diskussionen und Irritationen sorgt. Der elterliche Vorwurf der Undankbarkeit an die Adresse der Kinder. Dabei, der Soziologe Dirk Baecker bemerkt das in seinem Beitrag, ist die Klage der Eltern oft nur eine Reaktion auf den von den Kindern gewählten, von den Vorstellungen der Eltern abweichenden Lebensweg.

"Was lässt Stimmungen kippen?", diesen angesichts der Kölner Vorfälle stattgefundene Umschwung in der Beurteilung der Flüchtlingskrise diskutieren Heinz Bude und Bernhard Pörksen und üben Selbstkritik an der akademischen Welt, die sich, wie Pörksen es ausdrückt, "in eine öffentlichkeitsscheue Hermeneutik hineinreformiert", sprich abgehoben von der gesellschaftlichen Realität einen Diskurs führt, der die Situation in Land ausschließlich unter dem Aspekt der ideologischen Selbstspiegelung betrachtet.

Anton Wilhelm Amo, nie gehört? Martin Duru widmet diesem außerhalb einschlägiger Fachkreise wohl unbekannten Philosophen, der 1703 in Axim, im heutigen Ghana, geboren wurde und - damals nicht unüblich - im Alter von vier Jahren verschleppt und einem deutschen Fürsten "geschenkt" wurde, einen Artikel, in dem er den Lebensweg dieses Mannes, der seine Ausbildung mit dem Abschluss eines Doktors der Rechtswissenschaft beendete, skizziert.

In Zeiten, in denen ein Kompliment nicht selten als sexuelle Belästigung interpretiert wird, ist der kurze Exkurs mit dem Barbara Vinken die wechselhafte Geschichte dieses Begriffs nachzeichnet, wieder "einmal dem Trend voraus."





Veröffentlicht am 4. Dezember 2016