Buchkritik -- Jens Henrik Jensen -- Pilgrim

Umschlagfoto, Buchkritik, Jens Henrik Jensen, Pilgrim, InKulturA Es ist immer schön, alten Bekannten erneut zu begegnen.

Der ehemalige dänische Elitesoldat Niels Oxen muss nach traumatischen Erlebnissen im Keller eines Therapiezentrums für Kriegsveteranen, die er knapp überlebt hat, und einem langen Krankenhausaufenthalt sein Leben neu organisieren. Bei einem von Millionären veranstalteten „Spiel“ war er gezwungen, einen unschuldigen Mann zu töten, um selber zu überleben. Er sucht Trost und Vergebung beim Wandern, nicht selten in Begleitung seines 15-jährigen Sohnes. Dieser war der überhaupt der Grund dafür, dass Oxen die schreckliche Zeit durchgestanden und nicht aufgegeben hat.

Sally Finnsen arbeitet als Polizistin in der Fahndungsabteilung der Kopenhagener Polizei. Sie war bei dem Einsatz beteiligt, bei dem Oxen gerettet wurde,. Sie ist nicht nur beruflich, sondern auch persönlich betroffen, denn ihr Bruder, ebenfalls ein Kriegsveteran, wurde im Keller des Therapiezentrums ermordet und in einem Massengrab verscharrt. Seitdem sucht sie nach Gerechtigkeit und den damals mit Tiermasken verkleideten Tätern, die bei der Aktion entkommen konnten.

Margarethe Franck ist trotz ihrer Behinderung eine hoch qualifizierte Mitarbeiterin beim PET, dem Geheimdienst der dänischen Polizei. Sie hat bisher in den Ermittlungen zu den Vorfällen mit den Kriegsveteranen gearbeitet, doch plötzlich erhält sie von ihrem Vorgesetzten die Anweisung, die Ermittlungen einzustellen. Kurz darauf wird sie sogar suspendiert. Zusammen mit Oxen und Finnsen setzt sie die Ermittlungen allerdings eigenständig fort.

Axel Mossman, der ehemalige Leiter des PET, ist zwar im Ruhestand, spielt jedoch weiterhin eine bedeutende Rolle in der Welt der Geheimdienste. Als der dänischen Steuerbehörde geheime Daten aus einem Steuerparadies zum Kauf angeboten werden, wird er mit der Organisation und dem Personenschutz bei der Transaktion beauftragt. Dafür engagiert er sowohl Margarethe als auch Oxen. Doch der von Margarethe nicht nur als Vorgesetzter, sondern auch als Freund wahrgenommen Mossman treibt ein doppeltes Spiel.

Tief eintauchend in die dunkle Welt der internationalen Geheimdienste, ist es Jens Henrik Jensen auch in diesem, nunmehr sechsten Thriller um den Elitesoldaten Oxen gelungen, ein dichtmaschiges Netz aus Korruption, Verrat, Lügen, aber auch Loyalität und Freundschaft zu weben. Was als Ermittlung in Mordfällen unter dänischen Veteranen begonnen hatte, wurde im Lauf der Zeit zu einem veritablen Thriller, bei dem die Grenzen zwischen Gut und Böse aufgehoben werden und anstelle dessen politische und ökonomische Interessen im Vordergrund stehen, zu deren Durchsetzung den beteiligten Kräften jedes Mittel recht ist.

Einmal mehr sind die Figuren dermaßen realistisch angelegt, dass sich die Lesegemeinde fragen dürfte, wer dafür Modell gestanden haben könnte. Auch dieser Band ist ein absolutes Muss für die Freunde und Freundinnen von intelligent geschriebenen Thrillern im Umfeld der verborgenen politischen Kräfte, die, auch unter Anwendung von Gewalt, ihr geheimes Spiel treiben.

Fazit: absolute Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 28. Januar 2024