Buchkritik -- Bettina Röhl -- „Die RAF hat euch lieb“

Umschlagfoto, Buchkritik, Bettina Röhl, „Die RAF hat euch lieb“ , InKulturA Warum, so fragt Bettina Röhl gleich zu Beginn ihrer Abrechnung mit dem Ungeist der 68er Bewegung, konnte es geschehen, dass in einer prosperierenden, politisch stabilen und vom Geist der Demokratie durchzogen Bundesrepublik, die sich zudem als tolerant gegenüber Kritik zeigte und dabei war, gesellschaftliche Veränderungen zu initiieren, eine ganze Generation gegen den Staat Position bezog und sich dabei, was für ein historischer Zynismus, auf diktatorische Regimes wie China, Nordvietnam und die UdSSR bezog, die vermeintlich allesamt auf dem Weg waren, das Paradies auf Erden zu schaffen. Freilich unter Inkaufnahme von Millionen von Opfern. All das störte die 68er nicht im geringsten und unter dem Vorzeichen einer antibürgerlichen, antidemokratischen und den Staat als Angriffsziel politisch-terroristischen Kampfes definierenden Attitüde abstrakter Weltverbesserung begann in Deutschland eine Phase linksradikaler Gewalt, deren Folgen bis in unsere Zeit spürbar sind.

Bettina Röhl und ihre Zwillingsschwester Regine wurden 1962 geboren. Ihre Eltern, Klaus Rainer Röhl, Herausgeber der linken Zeitschrift "konkret" und Ulrike Meinhof ebenda Kolumnistin und nach der Scheidung von Röhl 1968 ihren Weg über die APO zur RAF nehmend und als deren Mitbegründerin von linksradikalen Milieu bis zur Unkenntlichkeit verklärt, stehen beispielhaft für ein Denken, dass sich weniger an realen gesellschaftlichen Bedingungen orientiert, sondern im Namen einer menschenverachtenden Ideologie bereit ist, Leben zu opfern. Während Röhl die bürgerliche Seite des linken Spektrums, er verdient gut an seiner Zeitschrift, repräsentiert, wird Meinhof in eine Welt abgleiten, die nur noch aus Agitation und, wie es ihre Entwicklung gezeigt hat, Gewalt besteht.

Es sind erschütternde Szenen, die Bettina Röhl erzählt. Aus erster Hand, natürlich subjektiv geprägt, erfährt der Leser Interna einer Familie und einer Bewegung, die, getragen von damaligen Geist kognitiver Dissonanz, einen Staat zum Feindbild erklärte, der nicht Willens war, sich dagegen resolut zur Wehr zu setzen. Neben der von ihr geschilderten, heute würde man von psychischer Kindesmisshandlung sprechen, Kindheit, die allein schon den fatalen Geist der Bewegung erahnen lässt, ist es vor allen Dingen die von ihr beschriebene gesellschaftliche Akzeptanz des linken Spektrums, das sich, mal als finanzielle Unterstützer, mal als Wohnungslogistiker, immer jedoch als kritiklose Sympathisantenszene zur vermeintlichen Avantgarde der politischen Befreiung stilisierte.

Der von Rudi Dutschke, Leitfigur und Vordenker der APO, proklamierte "Marsch durch die Institutionen", eine verklärte feindliche Übernahme des Systems Bundesrepublik wurde, betrachtet man die Karrieren von Politfiguren die Joschka Fischer, Otto Schily, später Gerhard Schröder und Jürgen Trittin und Journalisten wie Aust, Augstein und anderen, erfolgreich durchgeführt und hat heute in der Gestalt der Bundeskanzlerin, oder wie Bettina Röhl es zutreffend formuliert, "Die Königin der 68er Bewegung", einen, für Deutschland tragischen Höhepunkt erreicht.

Bis heute werden sowohl die Hauptpersonen, die Täter und Mitläufer der 68er Bewegung als Opfer des Systems verklärt. Damit hat Bettina Röhl ein für alle mal Schluss gemacht.




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Veröffentlicht am 28. Juli 2018