Buchkritik -- Julien Rochedy -- Nietzsche - Der Zeitgemäße

Umschlagfoto, Buchkritik, Julien Rochedy, Nietzsche - Der Zeitgemäße , InKulturA Nietzsche, der Hammerphilosoph, der sehnsüchtig den Übermenschen erwartete und hellsichtig davon sprach, dass sein Werk erst 100 Jahre nach seinem Tod verstanden werden würde, ist aktueller denn je. Viele haben sich an den Schriften des letzten großen Philosophen abgearbeitet. Rechte und Linke, Esoteriker und Künstler, kleine Epigonen und große Mäuler. Haben doch seine Bücher für alle etwas zu bieten – und zu verbiegen.

Was hat uns der schmächtige, zeit seines Lebens kranke Denker wirklich zu sagen? Das 21. Jahrhundert und seine schrillen und gut vernetzten Kleingruppen haben das Sagen. Sie, die Nietzsche hellsichtig bereits zu seinen Lebzeiten als „letzte Menschen“ bezeichnet hat, sind die wahren Nihilisten, denn sie zerfleddern das, was bis dato eine funktionierende Gesellschaft ausgezeichnet hat und bezeichnen sich dabei als „woke Avantgarde“, die doch in Wirklichkeit nur eine besonders abartige Form des bürgerlichen Spießers darstellt.

Julien Rochedy hat mit seinem kleinen aber feinen Band „Nietzsche – Der Zeitgemäße“ eine präzise Zusammenfassung des Werkes von Friedrich Nietzsche vorgelegt, die, immer unter dem Aspekt von Gegenwartskritik, die neuen Spießer demaskiert und die von ihnen gelebte Kleingeistigkeit aufs Korn genommen.

Nietzsche kannte seine Pappenheimer – die allzu menschlichen – und ihre Abgründe. Nicht umsonst ist sein Werk Psychologie in Reinkultur und sucht an Ehrlichkeit und Realitätssinn immer noch seinesgleichen. Dass dieses nicht bei den „woken“ zu finden ist, dürfte klar sein.

Wer die Mechanismen des angewandten Spießertums studieren will, kommt um die Gedanken Nietzsches nicht herum. Der Autor dieses philosophisch-literarischen Leckerbissens ist dabei eine vorzügliche Hilfe.




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Veröffentlicht am 22. Juli 2022