```

Buchkritik -- Jochen Witte -- Ruhrpottengel

Umschlagfoto, Jochen Witte, Ruhrpottengel, InKulturA Was für ein Skandal. Was erlauben Frau Dr. Emma Langleve? Um mal das grammatisch verrutschte Bonmot eines ehemaligen Fußballtrainers zu missbrauchen. Die Frau, eine begnadete Wissenschaftlerin, will sich partout nicht mit der Endlichkeit des Menschen abfinden und macht sich daran, diesen Zustand zu ändern.

Das ruft sofort den nächsten Skandal herbei, denn sie erhält Unterstützung von dem, der ganz unten, dort wo es sehr heiß ist, die Bösen endzeitlich beherbergt und genüsslich piesackt. Doch alle guten Dinge sind bekanntlich drei und so macht sich, quasi als dritter Skandal, die Macht ganz oben daran, eben das zu verhindern.

Um diese drei Skandale herum hat Jochen Witte einen fulminanten Ruhrpottroman auf den Weg gebracht, der die Irrungen und Wirrungen der Beteiligten genüsslich erzählt. Augenzwinkernd und mit viel literarischen, philosophischen und religiösen Anspielungen präsentiert er eine Geschichte, die menschlich, allzu menschlich, die Versuche zur Erlangung der Deutungshoheit der beteiligten Mächte beschreibt.

Ein stets charmanter, jedoch seltsam unauffälliger Teufel, der übrigens diese Bezeichnung als Affront versteht, eine himmlische Macht, deren Boss alles daransetzt, um aus dieser Milchstraße verduften zu können und der raffiniert geführte Machtkampf zwei seiner Angestellten, der Erzengel Gabriel, locker und manipulativ zugleich und Petrus, der den Himmel auf Vordermann bringen will, vulgo das Paradies 2.0 mit betriebswirtschaftlicher Effizienz betreiben.

Aber auch auf Erden tut sich einiges, denn ein bislang erfolgloser Schriftsteller muss die emotional unbelastet Wissenschaftlerin bezirzen, damit die gute Frau ihre Forschungen bezüglich des Aufschiebens des Ablebens vernachlässigt. Ob das gut geht?

Einen nicht weniger wichtigen Part haben die sympathische Nutte Mandy und der ebenso sympathische, im „Old School“ verharrende Kosinski, seines Zeichens Taxifahrer, der immer im richtigen Augenblick am wichtigen Point of Interest auftaucht, zu spielen. Das gelingt ihnen, dank der flotten und ironischen Diktion des Autors auch ganz hervorragend.

Sonst noch was? Ach ja, die Aktivistin, die, immer auf der Suche nach dem alten weißen Feind, mit tatkräftiger Unterstützung einer dort bereits anwesenden Frau, das Paradies politisch und gesellschaftlich auf Vordermann bringen will.

„Ruhrpottengel“ ist ein Roman, dessen Lektüre einfach nur Spaß macht. Wer dabei nicht auf seine Kosten kommt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Absolute Leseempfehlung!




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 22. April 2024