Buchkritik -- Donna Leon -- Venezianische Scharade

Umschlagfoto  -- Donna Leon  --  Venezianische Scharade Commissario Brunetti ist auf dem besten Weg eine Kultfigur zu werden. Die Autorin Donna Leon hat mit ihm einen überaus charmanten, aber auch leicht melancholischen Typus erfunden, der zudem noch gegen die Tücken und die Behäbigkeit der italienischen Bürokratie ankämpfen muß.

Im Gegensatz zu vielen anderen seiner "Kollegen" muß Brunetti nicht in Strömen von Blut waten, sondern seine Stärke liegt in der Kombination von Einzelsituationen. Schauplatz ist immer Venedig und die diese Stadt umgebenden industriellen Zentren. Dabei wird die Diskrepanz zwischen der fragilen Schönheit Venedigs und der sie umgebenden Realität deutlich.

In Commissario Brunettis dritten Fall wird eine als Frau verkleidete männliche Leiche auf dem Hof einer Schlachterei in Mestre gefunden. Für Brunettis Vorgesetzten ist die Sache klar. Ein Mord im Strichermilieu. Doch Brunetti läßt sich, wie immer, nicht zu einer vorschnellen Meinung hinreißen. Geduldig fügt er Steinchen für Steinchen dieses Puzzlespiels zusammen. Dabei kommt er einem groß angelegten Betrugsfall auf die Spur.

Was die Lektüre dieser von Donna Leon geschriebenen Bücher bietet, ist nahezu einzigartig in diesem Genre. Es kommt dem Leser oft so vor, als wären diese Bücher eine Anleitung zum Verständnis des italienischen Alltagsleben. Eine in Deutschland vollkommen unbekannte Art der Nachlässigkeit wird geschildert. Doch auch gerade daran verzweifelt Brunetti oft, denn sie steht seinen Ermittlungen im Weg. Gilt es doch gerade in Venedig, die öffentliche Ruhe nicht allzu nachhaltig zu stören, denn das wäre schlecht für das Geschäft mit dem Tourismus. Mehr als einmal fühlt sich Brunetti als Fremder in seiner eigenen Stadt, speziell im Sommer, wenn die Invasion und damit auch die Belästigung durch die Touristen am größten ist.

Doch all das kann Commissario Brunetti nicht davon abhalten seine Pflicht zu tun, auch wenn dadurch Venedig in die Schlagzeilen der italienischen Presse gerät. Er weiß genau, daß es nicht das letzte Mal gewesen sein wird.




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