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Buchkritik -- Jan-Erik Fjell -- Schattenwald

Umschlagfoto, Buchkritik, Jan-Erik Fjell, Schattenwald, InKulturA „Schattenwald“, der bislang wohl düsterste Band der Krimireihe um den nunmehr ehemaligen Kripo-Ermittler Anton Brekke, setzt auf eine bedrückende Atmosphäre und komplexe Erzählstrukturen. Die Handlung beginnt mit dem Fund der Leiche einer Frau, gefolgt vom plötzlichen Verschwinden einer weiteren. Schnell führt die Spur in eine Sackgasse, und das Ermittlerteam steht vor einem undurchsichtigen Rätsel.

Anton Brekke, einst ein scharfsinniger Ermittler, erscheint hier als gebrochene Figur: ausgebrannt, in seiner Spielsucht gefangen und nur noch ein Schatten seines früheren Selbst. Fjell nutzt diesen Wandel geschickt, um den Fokus stärker auf Magnus Torp zu lenken, Brekkes früheren Schützling und mittlerweile eigenständigen Ermittler. Torp tritt in diesem Band deutlicher ins Rampenlicht und übernimmt einen Großteil der Handlung, was Brekkes einstige Mentorrolle subtil unterstreicht.

Parallel dazu entfaltet sich eine zweite Erzählung aus dem Jahr 1999, in der ein unentdeckter Mörder seine grausamen Taten verübt. Diese Rückblenden verleihen dem Roman zusätzliche Tiefe, wirken jedoch stellenweise konstruiert und ziehen den Leser zwischen den Zeitebenen hin und her.

Das zentrale Thema – Gewalt gegen Frauen – durchzieht den Thriller wie ein dunkler roter Faden. Fjell thematisiert nicht nur die Übergriffe selbst, sondern beleuchtet auch, wie Gewalt von jenen ausgehen kann, die eigentlich Schutz und Hilfe bieten sollten. Dies wird vor allem in Brekkes persönlicher Untersuchung deutlich, die ihn mit schmerzhaften Erkenntnissen konfrontiert.

Obwohl „Schattenwald“ mit intensiven Momenten und einer stimmungsvollen Inszenierung punktet, bleibt ein Gefühl der Unausgewogenheit. Der Versuch, mehrere Handlungsstränge und aktuelle Themen miteinander zu verweben, sorgt teils für Überladung. Dennoch bleibt Fjells neuestes Werk eine eindringliche, wenngleich verstörende Ergänzung der Brekke-Reihe, die mit ihrer Dunkelheit nachhallt.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 24. November 2024