Buchkritik -- Michael Lüders -- Die Spur der Schakale

Umschlagfoto, Buchkritik, Michael Lüders, Die Spur der Schakale, InKulturA Die Journalistin Sophie Schelling ist wieder da, aber derzeit in Norwegen abgetaucht, nachdem sie bei Recherchen in Marokko dunklen Machenschaften der NSA in die Quere gekommen ist. In ihrer Wahl/Exilheimat absolviert sie eine Geheimdienstausbildung. Häh?

Zusammen mit der Leiterin der Geheimdiensteinheit E 39 Berit Berglund und dem Geheimpolizisten pakistanischer Herkunft Harald Nansen, ermittelt sie im Fall eines Ermordeten, der im Vorgarten von Berit abgelegt wurde. Häh?

Der Tote war zu Lebzeiten der stellvertretende CEO von „Nordic Invest“, dem größten Staatsfonds der Welt. Ihm als Leiche folgt wenig später der Leiter des norwegischen Rechenzentrums „Green Valley“, Erling Opda.

Das Team ermittelt, halb- bis wenigherzig unterstützt von der Politik, und kann einen Zusammenhang herstellen zwischen den Toten und dem amerikanischen Investmentfonds „BlackHawk“ einerseits und dem kalifornischen Datensammelzentrum „Elendilmir“ andererseits.

Zu allem Überfluss, ist auch noch ein US-amerikanischer Killer in Norwegen unterwegs, der eine blutige Spur hinterlässt und nicht dingfest zu machen ist, jedoch anscheinend zu blöd ist, um einen Koch ins Jenseits zu befördern, der ihn sprichwörtlich aufs dünne Eis lockt, wo er auch prompt einbricht und sich vom Leben verabschiedet. Häh?

„Die Spur der Schakale“ ist ein etwas wirrer Roman, Thriller trifft es ganz und gar nicht, der eine krude Mischung aus den üblichen Zutaten wie Geld- und Datengier, Politversagen und Korruption darstellt. Nicht zu vergessen die dunklen Machenschaften US-amerikanischer Geheimdienste, allen voran die NSA, die mit Sophie noch eine offene Rechnung hat.

Die und ihre kleine, oft unterschätztes Gruppe bringen handstreichartig die Bösen ins Schleudern, überlisten im hohen Norden die Abhör- und Verfolgungsspezialisten in Ford Meade, weil sie einen norwegischen Ex-Polizisten mit Dreck am Stecken, aber speziellen digitalen Fähigkeiten anheuern und allen Ernstes ganz weit nach Norden fahren, um dort die NSA und eine US-amerikanische Bank zu hacken. Häh?

Es wäre ein Plot von ungeheurer Aktualität geworden, wenn Michael Lüders sich nicht immer wieder in Unwahrscheinlichkeiten, zu vielen Zufällen und ungeschickten Verweise wie z. B. der Tote im Schweizer Hotel Beau Rivage – Barschel lässt grüßen – und die Vergewaltigung einer Hotelangestellten in New York – Dominique Strauss-Kahn lässt grüßen – verheddert hätte.

Mein Fazit: Ich war froh, die letzte Seite hinter mich gebracht zu haben. Als Autor von Büchern über das ewige Pulverfass Naher und Mittlerer Osten ist der Autor ein ausgewiesener Kenner. Bei den Thrillern müsste noch nachjustiert werden.




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Veröffentlicht am 25. September 2020