Buchkritik -- Stieg Larsson -- Verdammnis

Umschlagfoto  -- Stieg Larsson  --  Verdammnis Stieg Larsson legt mit Verdammnis den zweiten Teil seiner Romantrilogie über die Fälle des Journalisten Mikael Blomkvist und seiner Partnerin Lisbeth Salander vor. Auf über 700 Seiten bekommt der Leser wieder einmal Einblicke in die schwedische Gesellschaft. Mädchenhandel, Prostitution und Geheimdienstmachenschaften bilden den Hintergrund für einen weiteren spannenden Fall der beiden unterschiedlichen Charaktere.

Der Autor läßt sich in seinem neuen Roman sehr viel Zeit und schildert ausgiebig das neue Leben der beiden Ermittler, nach Abschluss der Recherchen über das Verschwinden von Harriet Vanger. So wie im ersten Teil Verblendung, geht es Larsson auch diesmal um eine ausführliche Beschreibung der beiden Protagonisten. Gesellschaftlich geächtetes Verhalten Lisbeth Salanders erweist sich einmal mehr als der Standpunkt einer unbestechlichen Moral, dessen Konsequenz in mehr oder weniger solitärer Lebensweise gipfelt.

Der Leser bekommt einen, für einen typischen Kriminalroman ungewöhnlich, tiefen Einblick in die Psyche Salanders. Vordergründige Beurteilungen amtlichen Charakters bescheinigen ihr, eine Soziopathin mit Hang zur Gewalttätigkeit zu sein. Im Sinne einer offiziellen Handlungskritik und deren Einfluss auf die gesellschaftliche Bewertung des Lebens von Lisbeth Salander, mag das stimmen. Wenn der Leser sich jedoch in das Koordinatensystem ihrer individuellen Moral eingelesen hat, wird er feststellen, daß es die Gesellschaft selber ist, deren systematische Beurteilungen mehr als fragwürdig sind.

Larsson gelingt es auch in diesem Roman wieder perfekt, die Gesellschaft und ihre Mechanismen zu durchleuchten. Dabei fällt es dem Leser sehr leicht, dieses umfangreiche Buch zu genießen, denn der Autor versteht es, während das ganzen Geschichte die Neugier zu wecken. Die Darstellung der verschiedenen Personen erhält nicht weniger Gewicht, als die der beiden Protagonisten. Niemals verläßt der Autor den Boden der Realität und man erwartet fast, daß einem die Romanfiguren auf der Straße begegnen.

Dieser zweite Teil hat beinahe Suchtcharakter und erweckt große Erwartungen an das dritte und letzte Buch.




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