Buchkritik -- Dietmar Füssel -- Wiederholte Geburten

Umschlagfoto, Buchkritik, Dietmar Füsselm Wiederholte Geburten, InKulturA Eine Roman über Freundschaft, Verrat, politische Intrigen und Liebe, geschrieben von Dietmar Füssel, entführt den Leser ins alte Ägypten des dreizehnten vorchristlichen Jahrhunderts. Merirê hat seinen Jugendtraum erfüllt und ist ein erfolgreicher Frauenarzt geworden. Alles wäre weiterhin gut verlaufen, hätte er bei einer Geburt nicht vorschriftswidrig gehandelt. Zwar gelang es ihm dabei, das Leben einer jungen Frau zu retten, doch das Gesetz verlangt sein Recht.

Seine Zukunft scheint sich ins Positive zu wandeln, als Ramses II. ihm den Auftrag erteilt, zu den Feinden des Reiches, den Hethitern, zu reisen und dort, zusammen mit dem Amun-Priester Rahotep, der bereits sechzig Jahre alten Schwester des Großkönigs zu einer Schwangerschaft zu verhelfen. In der Hauptstadt des Feindes angekommen, stellt Merirê bald fest, dass hinter dem Auftrag weitaus mehr steckt, als die medizinische Therapie.

"Wiederholte Geburten" ist ein historischer Roman, der den Leser mitnimmt auf eine Reise in die Vergangenheit und ihm fast spielerisch die Welt des alten Ägypten vor Augen führt. Dietmar Füssel versteht es ausgezeichnet, diese Periode, über die wohl die meisten Leser wenig bis keine Kenntnisse besitzen, durch seine Erzählkunst mit Leben zu erfüllen.

Der Roman führt dann auch in eine Welt, die dermaßen weit entfernt von unserer historischen Vorstellungskraft ist, dass es schon einen Geschichtenerzähler vom Rang Füssels bedarf, um das Leben, die Gesellschaft, die Riten und Religion so faszinierend darzustellen, dass der Leser nicht selten meint, sich mitten im Geschehen zu befinden.

Dort stellt er dann fest, dass es trotz aller historischen Distanz und aller kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede doch eine wesentliche Konstante gibt: den Hang zur Intrige. Das spürt besonders Merirê, der, immer bemüht sich korrekt zu verhalten, durch sein Handeln stets Gefahr läuft, zum Spielball mächtiger Kreise zu werden.

Abgerundet wird dieser wunderbare Roman durch einen Anhang und ein Quellenverzeichnis, mit deren Hilfe der interessierte Leser sein neu erworbenes Wissen vertiefen kann. Einem Geschichtenerzähler wie Dietmar Füssel hört man immer wieder gerne zu.




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Veröffentlicht am 22. November 2016