Buchkritik -- Jonathan Wright -- Die Jesuiten

Umschlagfoto  -- Jonathan Wright -- Die Jesuiten Bei kaum einer anderen religiösen Ordensgemeinschaft ist die historische Bewertung polarisierter als bei der 1534 von Ignatius von Loyola gegründeten Gesellschaft Jesu, den Jesuiten. War es das ursprüngliche Ziel des Ordensgründers, eine Pilgerreise nach Palästina zu unternehmen um Muslime zum christlichen Glauben zu bekehren, so entwickelte sich der Orden schnell zu einem bedeutenden Instrument der katholischen Kirche in der Zeit der Gegenreformation.

Sie gründeten Schulen und Kollegien, betrieben in der ganzen damals bekannten Welt Missionarsarbeit. Ihr Einfluß auf und in Monarchien wurde sprichwörtlich. Aufgrund der außerordentlichen Bildung der Jesuiten waren sie ebenfalls führend in Wissenschaft und Forschung.

Doch gerade in katholischen Ländern nahm das Mißtrauen gegenüber der Macht des Ordens zu und auch ihr Wille zu Reformen innerhalb der Kirche erregte den Unmut der etablierten Kleriker der katholischen Kirche. So wurde der Orden 1773 von Papst Klemens XIV. aufgelöst, später jedoch wieder zugelassen.

Jonathan Wright hat in seinem Buch Die Jesuiten die Geschichte dieses Ordens nach gezeichnet. Sein Augenmerk liegt auf dem direkten Wirken der Jesuiten in Politik, Wirtschaft und Mission, wobei er zwischen diesem differenzierten Wirken zurecht immer einen Zusammenhang herstellt. Gerade in Lateinamerika, z. B. in Paraguay, wo der Orden am erfolgreichsten war, kann der Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Mission nicht übersehen werden.

Der Autor zeigt die unterschiedlichen Facetten dieser international erfolgreichen Glaubensgemeinschaft. Wissenschaftlich immer führend und auf der Höhe der Zeit, wirtschaftlich erfolgreich, politisch engagiert auf der einen Seite, opportunistisch und anpassungsfähig, wenn es um Missionarsarbeit und Kontakte zu anderen Glaubensgemeinschaften ging. Die Missionsversuche in China sind dafür ein gutes Beispiel. Nicht nur die Übernahme von lokalen Bräuchen und Sitten gelang den Missionaren, sondern sie verstanden es auch perfekt, sich mit den jeweiligen Machthabern zu arrangieren. Ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten kamen ihnen dabei jedesmal zu Nutze.

Jonathan Wright gelingt es in seinem Buch, die wechselvolle Geschichte der Jesuiten spannend vor den Augen des Lesers ablaufen zu lassen. Er beschreibt nicht ausschließlich chronologisch, sondern stellt markante Persönlichkeiten des Ordens anhand ihrer Missionen dar und, oftmals mit einem Augenzwinkern, erzählt er über Erfolg oder Mißerfolg.

Obwohl seine Sympathie deutlich auf Seiten des Ordens liegt, zeigt er stets ein ausgewogenes Bild seines Wirkens und spart sich auch keinen, manchmal ironischen Seitenhieb. Wer sich über diesen einflußreichen Orden informieren will, der hat mit diesem Buch eine sehr gute Grundlage.




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