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Buchkritik -- Anna-Lou Weatherley -- Die Frau in Zimmer 106

Umschlagfoto, Buchkritik, Anna-Lou Weatherley, Die Frau in Zimmer 106, InKulturA Ein toter Mann in der Badewanne der Penthouse Suite eines Londoner Luxushotels. Eine leere Schachtel Pralainen und ein Abschiedsbrief. Eigentlich weist alles auf einen Selbstmord hin, doch der ermittelnde Detective Dan Riley hat da so seine Zweifel. Und die erweisen sich als begründet.

Der erste in deutscher Sprache erschienene Thriller von Anna-Lou Weatherley kommt auf den ersten Eindruck etwas unkonventionell daher. Die Täterin ist von Anfang an bekannt und wir, die Leserinnen und Leser stellen die bange Frage, ob jetzt noch so etwas wie Spannung aufkommen kann.

Absolut, denn es beginnt ein Katz- und Mausspiel von zwei Menschen, die an ihrer Vergangenheit leiden. Neben der Mörderin, die viele Namen hat, ist der zweite Protagonist in diesem Buch Detective Inspector Dan Riley. Der Mann ist emotional gebrochen, nachdem er vor einigen Jahren seine Partnerin und ihr ungeborenes Kind durch einen betrunkenen Autofahrer verloren hat. Er ist immer noch ein guter Detektiv, aber es ist klar, dass er verletzt ist und Entscheidungen, die er im Laufe der Geschichte trifft, das Potenzial haben, die Ermittlungen völlig auf den Kopf zu stellen.

Wir als Leser wissen Dinge, die Dan nicht weiß, und das macht dies zu einer sehr interessanten Prämisse. Seine Geschichte, wie auch die der Mörderin wird in der Ich-Perspektive erzählt, so dass wir in deren Gefühle und Entscheidungen eingeweiht sind.

Die Handlung selbst ist fesselnd, da man schon früh erkennen kann, wohin sie führen wird. Wir wissen bis zu einem gewissen Grad sogar, wer eines der zukünftigen Opfer sein könnte. Und es gibt Elemente, die das Lesepublikum zum Schmunzeln bringen werden, denn das Wissen, das wir als Leser haben, ist oft etwas, das die Polizei erst noch entdecken muss. Und es gibt bestimmte Aspekte des Buches, bestimmte Zufälle, die uns sowohl zum Lächeln als auch oft zum Verzweifeln bringen.

Die Figuren, die die Autorin in Rileys Team geschaffen hat, sind sehr gut angelegt. Obwohl Riley der Chef der Ermittlungen ist und sich viele Handlungs- und Ermittlungsstränge um ihn drehen, gibt es auch andere Charaktere, die einen realistischen Eindruck hinterlassen haben, und man darf gespannt sein, wie sie sich in zukünftigen Romanen weiterentwickeln.

PC Lucy Davis zum Beispiel ist eine, die noch viel Potenzial haben dürfte, ebenso wie Rileys Chef Woods, der den harten Mann gibt, aber das Wohl seines Teams im Auge hat. Und dann gibt es auch noch Martin Delaney, der Riley ein Dorn im Auge zu sein scheint und sich bereits jetzt viele Kontroversen andeuten.

Wer Thriller mit einer düsteren Note und Bad Girls mag, dann ist „Die Frau in Zimmer 106“ die perfekte Lektüre. Ein spannender Auftakt der Serie und ich zumindest kann es kaum erwarten, mehr über Dan Riley und sein Team zu lesen.

Warum allerdings auf dem Cover ein (Werbe)spruch wie „Ein unfassbar spannender Thriller“ zu lesen ist, dürfte wohl ein Geheimnis der Verlags bleiben.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 12. Mai 2024