Buchkritik -- Christopher Clark -- Gefangene der Zeit

Umschlagfoto, Buchkritik, Christopher Clark, Gefangene der Zeit, InKulturA Die Corona-Krise, das Herunterfahren des öffentlichen Lebens, geschlossene Theater, Opern Restaurants und andere Orte sozialer Begegnungen beschenkt die Menschen mit dem, von dem sie immer geglaubt haben, zu wenig davon zu haben – Zeit.

Die gibt es jetzt im Überfluss, denn geschuldet der Pandemie leben wir mit Kontaktbeschränkungen und Ausgehverboten. Was manche Zeitgenossen zum Alkohol greifen lässt oder vielleicht die jetzt auf einmal reichlich vorhandene Zeit durch exzessive Inanspruchnahme von Streaming-Diensten wieder vergeuden lässt, bringt Historiker zu der Überlegung, mal wieder ein Buch zu schreiben.

Alle Historiker? Nein, vorerst nur Christopher Clark, der, so behaupten es böse Zungen, in Zeiten der verordneten Entschleunigung, nicht recht wusste, was anfangen mit der Leere. Kein Problem für den Autor des kontrovers diskutierten Bestsellers „Die Schlafwandler“, der mit dieser Sammlung, ich muss es einfach so nennen, von ollen Kamellen, diese zu überbrücken versucht.

Clark, der, so mein Eindruck, die mediale Ersetzung des TV-Historikers Guido Knopp zu sein scheint, hat aus Vorträgen, Laudationes und Essays, allesamt bereits vor längerer Zeit gehalten oder veröffentlicht, ein Buch gemacht, das bei allem Respekt gegenüber diesem anerkannten Historiker, eines ist: Überflüssig.

Jedenfalls für ein Lesepublikum, das von einer Publikation in erster Linie Erkenntnisse, vorzugsweise neue, erwartet und keine Anthologie von Texten, die ohne Corona-Krise-Zeitfülle längst eingemottet wären.

„Gefangene der Zeit“, ein zusammengewürfelter Band, dessen Leserinnen und Leser lange darüber nachdenken müssen, wo die Beziehung zwischen Titel und Inhalt zu finden sein könnte.




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Veröffentlicht am 22. Januar 2021